Yakisugi: Die faszinierende japanische Holzveredelung durch Abflammen
Die Kunst der Holzveredelung hat viele Facetten, aber Yakisugi, die japanische Technik des Abflammens von Holz, sticht zweifellos heraus. Diese jahrhundertealte Methode hat die Herzen von Architekt*innen, Designer*innen und Holzliebhabenden weltweit erobert. Yakisugi, auch bekannt als Shou Sugi Ban, ist eine faszinierende Technik, die dem Holz eine einzigartige und ästhetisch ansprechende Optik verleiht. In diesem Blogbeitrag zeigen wir dir, wie auch du Yakisugi meistern kannst. Ausserdem beleuchten wir die Vor- und Nachteile von Yakisugi und verraten einige wertvolle Tipps und Tricks für die Anwendung dieser Technik.
Was ihr braucht
Die Yakisugi-Technik ist den meisten in der Schweiz eher weniger bekannt, daher möchten wir dir diese Technik vorstellen und einen kleinen Überblick über die Vor- und Nachteile verschaffen.
Wie funktioniert Yakisugi?
Durch die kontrollierte Verbrennung bewirkt eine Karamellisierung der Zellulose im Holz eine Verdichtung der Holzzellen. Die Oberfläche wird dadurch konserviert und erhält eine markante Optik. Diese Technik eignet sich, um Holz langlebiger zu machen, und bietet einen natürlichen Schutz. Im Bild siehst du, wie sich Yakisugi (dunkles Braun) von Holz unterscheidet, das mit einer Holzlasur behandelt wurde (helles Braun).
Vorteile von Yakisugi:
| Nachteile von Yakisugi:
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Die Vorbereitung
Um diese Abflammtechnik anzuwenden, empfehlen wir dir ein Plätzchen an der frischen Luft, wo du genügend Abstand zu brennbaren Materialien hast. Wir haben dafür den gepflasterten Vorplatz neben den Parkplätzen verwendet und haben die Holzstücke direkt auf dem Boden abgeflammt. Die Holzstücke haben wir dafür vorab zugeschnitten, da die Schnittkante sonst nachträglich nochmals bearbeitet werden muss.
Da die Staub- resp. Russentwicklung relativ hoch ist, sollte es möglichst windstill und trocken sein, da sich der Russ sonst in der Umgebung verteilt, bei Feuchtigkeit sehr ölig wird und sich überall festklebt.
Plane genug Zeit für die Bearbeitung des Holzes ein. Je nach Menge und Dimensionen ist es sehr zeitaufwändig und arbeitsintensiv.
1. Schritt: Rohholz abflammen
Bevor wir mit dem eigentlichen Abflammen beginnen, legen wir alle Holzteile mit circa 10 cm Abstand zueinander auf den Boden. Die Gasflasche drehen wir circa eine Viertel-Umdrehung auf, wie auch am Abflammgerät beschrieben ist. Durch das Betätigen des Zündungsknopfs am Abflammgerät wird die Flamme angezündet, durch das Betätigen des Hebels des Abflammgerätes wird der Gasausstoss vergrössert und damit die Flamme stärker.
Nun gehen wir mit der Flamme aus rund 10 cm Entfernung an das Holz und erhitzen die Stelle, bis das Holzstück komplett verkohlt und schwarz ist und leicht raucht (ca. 15 bis 30 Sekunden pro Stelle). An einigen Stellen wird das Holz kurz brennen, auch wenn du nicht mehr mit der Flamme darauf zielst; das ist nicht weiter schlimm. Im Gegenteil, dadurch erhält das Holz eine neue Oberflächenstruktur (Vertiefungen und Rillen), die mit Altholz vergleichbar ist. Wenn du mit einer Seite fertig bist, drehst du das Holzstück um und wiederholst den Vorgang von allen Seiten, sodass alle Flächen und Kanten gut verbrannt sind.
2. Schritt: karbonisiertes Holz abbürsten
Nachdem eure Holzstücke gut verkohlt sind, werden wir nun die Russschicht mit einer Messingbürste abbürsten. Hier gilt es, darauf zu achten, dass die Holzteile gleichmässig abgebürstet werden, damit die Oberfläche gleichmässig dunkel ist. Je nachdem, wie stark und wie lange du die verkohlte Schicht abbürstest, wird das Holz heller.
Wichtig: Hier weichen wir von der traditionellen Yakisugi-Technik ein wenig ab. Denn die Technik sieht eigentlich nur das Ablöschen mit Wasser der Holzteile vor und kein nachträgliches Abbürsten der Karbonschicht.
3. Schritt: Holzstücke feucht abreiben
Nachdem wir die Holzstücke alle mit der Drahtbürste abgebürstet haben, finden sich noch viele Staub- und Russreste auf dem Holz. Daher haben wir die Holzstücke mit einem Handfeger abgewischt und danach mit einem feuchten Lappen abgerieben. Natürlich darfst du die Holzteile, wie bei der traditionellen Variante, auch nur mit Wasser abspülen, jedoch verlängert sich die Trocknungszeit dadurch. Falls du wie wir noch am selben Tag einen Holzlack darüber streichen willst, empfehlen wir dir, nur einen feuchten Lappen zu verwenden.
Grundsätzlich ist das Holz nun fixfertig und kann verbaut werden. Wir haben uns aber dazu entschieden, die Holzteile zusätzlich noch mit einem Klarlack zu versiegeln.
4. Schritt: mit Klarlack versiegeln
Da unser veredeltes Holz später im Aussenbereich zum Einsatz kommen wird und so ständig Nässe und Feuchtigkeit ausgesetzt ist, möchten wir das Holz zusätzlich schützen. Dafür verwenden wir einen handelsüblichen Klarlack und pinseln diesen in mehreren Schichten auf. Zwischen den einzelnen Schichten sollte man mindestens 24 Stunden Trocknungszeit einplanen, um ein gutes Ergebnis zu erhalten.
Jetzt lassen wir den Lack noch etwas trocknen, bevor wir aus den Holzlatten unseren Gartentisch bauen. Wie wir das genau angestellt haben, zeigen wir dir im Beitrag «Einladung zum DIY-Gartenabenteuer: Wir bauen einen Gartentisch!».
Tipps & Tricks sowie weitere Einsatzgebiete von Yakisugi
Da auch wir das erste Mal mit dieser Technik gearbeitet haben, konnten wir einige Erfahrungen sammeln und geben dir deshalb folgende Tipps und Tricks mit auf den Weg:
- Umso hochwertigeres Holz du für die Veredelung verwendest, desto schöner wird das Ergebnis.
- Für ein ansprechendes Ergebnis ist es notwendig, dass das Holz vollständig getrocknet ist.
- Es ist ratsam, Yakisugi zunächst an ein paar Abfallstücken zu testen, um ein besseres Gefühl zu bekommen und so die besten Ergebnisse zu erzielen.
- Um die Schönheit des Holzes zu bewahren, solltest du es in regelmässigen Abständen reinigen und gegebenenfalls nachbrennen oder mit Klarlack überlackieren.
- Yakisugi-Holz kann gut mit anderen Baumaterialien wie Glas und Metall kombiniert werden, um interessante architektonische Kontraste zu schaffen.
Übrigens, so ein Abflammgerät ist auch für andere Anwendungen praktisch. Allen voran wird es gerne für die Entfernung von Unkraut verwendet. Dabei werden die Pflanzen stark erhitzt, sodass die Zellwände in der Pflanze platzen und das Unkraut Flüssigkeit verliert und austrocknet. Eine sehr einfache und effektive Art, Unkraut zu entfernen. Leider werden dabei die Wurzeln nicht zerstört, sodass die Pflanzen nach einiger Zeit wieder nachwachsen können.
Sehr nützlich und kaum bekannt ist die Entfernung von Holzlack mit der Abflammtechnik. Durch die Hitze wird der Lack aufgeweicht und lässt sich einfach abkratzen. Jedoch gilt höchste Vorsicht, denn durch die heisse Luft können giftige Dämpfe entstehen. Daher solltest du einen gut belüfteten Ort wählen und Handschuhe, Schutzbrille sowie eine Schutzmaske tragen.