Biodiversität Teil 2 – Vielfalt fördern mit bestäuberfreundlichen Pflanzen
Do it + Garden setzt sich schon seit langem dafür ein, das Bewusstsein für das Thema Biodiversität zu stärken. Auch mir liegt die Artenvielfalt in der Schweiz sehr am Herzen. Zumal wirklich jeder seinen Teil zur Erhaltung der Biodiversität leisten kann. In meiner 4-teiligen Blogserie möchte ich deshalb Wege aufzeigen, wie jeder zu einer grösseren biologischen Vielfalt beitragen kann. Im zweiten Teil befasse ich mich mit dem Thema «Bestäuberfreundliche Pflanzen».
Was ihr braucht
Vielfalt fördern mit bestäuberfreundlichen Pflanzen
Die biologische Vielfalt ist durch die zunehmende Bebauung, durch die Versiegelung von Flächen und aufgrund intensiver Landwirtschaft stark gefährdet. Denn all diese Faktoren rauben den Bestäubern zunehmend ihre Nahrungsquellen und Lebensräume. Bienen und Hummeln sind zusammen mit anderen Bestäubern aber eigentlich unverzichtbar: Denn ohne Bestäubung unserer Obstbäume und Nutzpflanzen gibt es auch keine Ernte.
Nicht nur das: Mit ihrem zunehmenden Verschwinden nimmt auch die Nahrungsquelle für andere Tiere, wie Vögel und Kleinsäuger, und als Folge davon auch deren Bestand, ab.
Mit dem gezielten Anbau von bestäuberfreundlichen Pflanzen mit gestaffelter Blütezeit, die besonders pollen- oder nektarreich sind, leistest du einen wertvollen Einsatz im Kampf gegen das Insektensterben. Gerne zeige ich dir Alternativen zu Gartenklassikern, die zwar schön anzuschauen sind, aber keinen Mehrwert für unsere Insekten darstellen.
Sehr grosse Bestäuber-Quellen wie Wiesen oder Felder werden meist auf einen Schlag geerntet und Bienen und andere Bestäuber suchen danach oft vergeblich nach blühenden Alternativen. Gestaffelt blühende bestäuberfreundliche Pflanzen in unseren Hausgärten sind deshalb von immenser Wichtigkeit für unseren Insektenbestand und fördern eine möglichst breite Biodiversität über das ganze Jahr verteilt. Und natürlich erfreut sich auch das Gärtnerherz daran, wenn zu jeder Jahreszeit etwas blüht.
Vorfrühling – Kornelkirsche statt Forsythie
Eine wertvolle Alternative zu der (für Bestäuber eher uninteressanten) Forsythie ist die als «Tierlibaum» bekannte Kornelkirsche. Ihre kleinen gelben Blüten liefern schon früh im Jahr Pollen und Nektar. Und im Spätsommer sind die rotglänzenden, essbaren Früchte eine wichtige Nahrungsquelle für die Vögel.
Ebenfalls erste Blüten liefern bereits ab Ende Februar Kätzchenweiden, Haselnuss, Schneeglöckchen, Krokus, Lerchensporn, Winterlinge, Balkan-Windröschen, Blausternchen, Leberblümchen, Primeln, Christrose, Lungenkraut, Schlehdorn u.v.m.
Um die Frühlingsblüher gezielt zu vermehren, teilt man sie am besten kurz nach der Blüte, noch bevor das Laub einzieht. So erfreuen sich Mensch und Tier an immer grösser werdenden Frühlingsteppichen. Zwiebelgewächse vermehren sich mit den Jahren durch Aussaat von alleine, hierfür ist aber Geduld angesagt. Um gezielt Lücken zu füllen und schneller zu einem schön eingewachsenen Frühlingsteppich zu kommen, eignet sich die Vermehrung durch Teilung. Grössere Horste von Krokus, Schneeglöckchen, Winterlingen und anderen beliebten Frühlingsblühern werden nach der Blüte mit einem Spaten geteilt und an anderer Stelle verpflanzt. So wachsen die Blütenteppiche sehr schnell und gezielt an.
Frühling – Liguster statt Kirschlorbeer
Ab März/April blühen die meisten Obstbäume und Beerensträucher. Bestäuberfreundliche Alternativen zu einer klassischen Sichtschutzhecke für den Garten oder den Balkon sind deshalb beispielsweise Säulenobst oder Sträucher wie Liguster, wolliger Schneeball, Berberitze, Seidelbast, Faulbaum, Flieder, Ginster, Felsenbirne oder Heckenkirsche. Ein besonders schnellwachsender Sichtschutz sind Weiden, Haselnuss oder Holunder. Sie können übrigens gut unter Schnitt gehalten werden, falls sie zu gross werden.
Ab Mai steht bereits sehr vieles in Blüte, sodass der Tisch für unsere wertvollen Bestäuber reichlich gedeckt ist. Üppige Wiesenblumen, Zierkirschen, Waldmeister, Traubenkirsche, Hartriegel, Rosskastanie, Blaukissen, Akeleien, Storchschnabel, Kuhschellen, Pfingstrosen – die Liste lässt sich beliebig erweitern. In der kurzen Blütepause nach den Frühlingsblühern und vor der Rosen- und Staudenblüte ergänzen Akeleien, Nachtviolen und die violetten Kugeln des Zierlauchs, die über den Beeten zu schweben scheinen, das Nahrungsangebot.
Sommer – Glockenblume statt Geranie
Nach den Eisheiligen beginnt für viele die Zeit, um den Garten, die Terrasse und den Balkon wieder schön herzurichten und zu bepflanzen. Gegen Geranien und andere einjährige Sommerblüher ist gar nichts auszusetzen, wenn die Vielfalt im Garten sonst stimmt.
Wer sich aber dieses Jahr statt für klassische Geranien für bestäuberfreundliche Pflanzen entscheiden möchte, wird positiv überrascht sein, wie schön geschickt kombinierte Pflanzgemeinschaften wirken. Für heisse und sonnige Standorte sind Sonnenliebhaber wie Thymian, Salbei, Katzenminze, Ysop, Schafgarben und Kugeldistel geeignet. Für den Halbschatten wirken filigrane Kombinationen aus Glockenblumen, Pfefferminze, Fingerhut, Himmelleiter, Kornblumen, Blutweiderich und Borretsch zauberhaft.
Sehr beliebt bei den Bestäubern im Hochsommer sind Wilde Möhre, verschiedene Doldenblütler wie Fenchel oder Dill, Hornklee, Waldreben, Hibiskus, Kornblumen, Storchschnäbel, Schafgarben, Echinacea, Karden, Wegwarte, Färberkamille, Wiesenflockenblume, Phlox sowie hohes Eisenkraut, Bartblume und Geissblatt sowie viele Stauden, die nach dem Rückschnitt ein zweites Mal nachblühen. Ausserdem alle blühenden Kräuter wie Bohnenkraut, Oregano und Lavendel.
Wer von seinen überalterten und krankheitsanfälligen Rosen genug hat, für den gibt es inzwischen viele gesunde Neuzüchtungen. In meinem Garten auf lehmigem Boden haben sich ungefüllte, aber dauerblühende Rosen wie Mozart, Ballerina, die Zwergrose Lupo, die weisse Kew Gardens sowie Sweet Pretty sehr bewährt. Diese blühen fast ununterbrochen bis zum ersten Frost durch. Einmalblühende, dornenlose Kletterrosen sind die weisse Lykkefund, das lilafarbene Veilchenblau und Maria Lisa. Zu den mehrfachblühenden Kletterrosen zählt die ebenfalls dornenlose Perennial Blue.
Herbst – Astern statt Dahlien
Im Herbst zeigt der Garten seine ganze Fülle. Wahre Insektenmagnete um diese Jahreszeit sind Fetthennen, Astern, Sonnenhut, Herbstanemonen, Skabiosen, viele Rosen und der Storchschnabel.
Wenn schon fast alles verblüht ist, dann beginnt bei mir im Garten die Efeublüte – und damit ein Schauspiel sondergleichen. Denn die Blütendolden werden geradezu umschwärmt von verschiedenen Bienenarten, Fliegen und Schmetterlingen. Und im Spätwinter, wenn die Früchte ausgereift sind, werden sie gerne von den Amseln gefressen. Übrigens: Bis Efeu blüht, dauert es ein paar Jahre.
Winter – Zaubernuss statt Weihnachtsstern
Sogar der Winter hat Blüten im Angebot! Während es draussen schneit, blühen von der Kälte unbeeindruckt Duft- oder Winterschneeball, Winterblüte, und Christrosen. Obwohl ich Winterblüten faszinierend finde, habe ich dennoch nur ganz wenige davon im Garten, denn ich möchte meine kostbaren Beete, Töpfe und Kisten lieber für Pflanzen reservieren, die dann blühen, wenn sie von den Bestäubern auch wirklich gebraucht werden. Und nicht dann, wenn diese gerade Winterschlaf halten.
Nistplätze für Bestäuber
Gewisse einheimische Pflanzen werden fast ausschliesslich von Wildbienen angeflogen. Auch die Wildbienen übernehmen also eine wichtige Rolle als Bestäuber. Um sie gezielt zu fördern, sind nebst einem naturnahen Garten mit reichem Blütenangebot auch geeignete Nistplätze anzubieten. Natürliche Niststrukturen sind zum Beispiel ungestörte, sandige Flächen für Sandbienen, offene Bodenflächen für Erdhummeln, Trockenmauern, Totholzhaufen oder Sandflächen.