Biodiversität Teil 3 – Natürlicher Pflanzenschutz
Do it + Garden setzt sich schon seit langem dafür ein, das Bewusstsein für das Thema Biodiversität zu stärken. Auch mir liegt die Artenvielfalt in der Schweiz sehr am Herzen. Zumal wirklich jeder seinen Teil zur Erhaltung der Biodiversität leisten kann. In meiner 4-teiligen Blogserie möchte ich deshalb Wege aufzeigen, wie jeder zu einer grösseren biologischen Vielfalt beitragen kann. Im dritten Teil befasse ich mich mit dem Thema «Natürlicher Pflanzenschutz»
Was ihr braucht
Die Bedeutung von Nützlingen für die Biodiversität
Die natürlichste Alternative zu herkömmlichen Pflanzenschutzmitteln sind die Nützlinge. Nützlinge helfen dabei, Schädlinge an Kulturpflanzen zu reduzieren. Zu den Nützlingen zählen beispielsweise Marienkäfer, Raubmilben und Florfliegen, aber auch Fledermäuse und Igel.
Nützlinge sind ein Gradmesser für die Biodiversität: Sie können nur da überleben, wo ihnen eine vielfältige Natur, Nahrungsquellen und Nistplätze zur Verfügung stehen. Dafür bedanken sie sich, indem sie Schädlinge unschädlich und weitere Eingriffe von Seiten des Menschen überflüssig machen.
Davon profitiert wiederum die Artenvielfalt: Böden, Gewässer, Pflanzen und Tiere werden geschont, noch mehr verschiedene Tier- und Pflanzenarten finden ihre Nische und die Schädlingspopulationen werden zurückgedrängt. Idealerweise entsteht so mit der Zeit ein natürliches Gleichgewicht zwischen Nützlingen und Schädlingen, von dem alle profitieren.
Es gilt also: Je ausgeprägter die Biodiversität, umso mehr Nützlinge – je mehr Nützlinge, umso ausgeprägter die Biodiversität…
Nützlinge
Der grüne Daumen kann noch so grün sein: Irgendwann erwischt es jeden! Die Rede ist von Schädlingen, die wie aus dem Nichts unsere Gartenpflanzen, das Überwinterungsquartier oder die Zimmerpflanzen befallen. Oft werden Schädlinge erst spät erkannt und man ist reflexartig versucht zu chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln zu greifen, um den ungebetenen Gästen so schnell wie möglich den Garaus zu machen.
Der schlaue Gärtner lässt lieber andere für sich arbeiten. Gegen Schädlinge gibt es nämlich ein natürliches Mittel: die praktischen Nützlinge. Diese hemmen das Pflanzenwachstum nicht, hinterlassen keine Rückstände, sind meistens auf eine einzige Beute-Art spezialisiert und können deshalb sehr gezielt eingesetzt werden. Etwaige Berührungsängste sind völlig unbegründet, denn man sieht die meisten Nützlinge von blossem Auge nicht und nach getaner Arbeit und versiegender Futterquelle verschwinden sie von alleine wieder.
Im Nützlings-Shop von Do it + Garden können diverse Nützlinge bestellt und bequem nach Hause geliefert werden. Und unser Online-Pflanzendoktor hilft dabei, Schädlinge eindeutig zu bestimmen und so ganz einfach die passenden Nützlinge auszuwählen.
Die Vorteile von Nützlingen
- Zeitersparnis: einmal ausbringen und die Nützlinge übernehmen den Rest.
- Nützlinge sind rein biologisch.
- Nützlinge bekämpfen Schädlinge gezielt und sind völlig unbedenklich für Mensch, Haustiere und Pflanzen.
- Nützlinge belasten die Umwelt nicht.
- Sie lassen sich schnell und einfach anwenden.
- Nützlinge hinterlassen keine Rückstände auf den Pflanzen oder in der Erde.
- Nützlinge verschwinden von alleine wieder, sobald das Schädlingsproblem gelöst und ihre Nahrungsquelle deshalb versiegt ist.
Raubmilben gegen Spinnmilben, Trauermücken, Thripse
Dieses Jahr hat es leider auch meine Zimmerpflanzen erwischt. Wenn beim Giessen winzige Larven in der Erde erkennbar sind und kleine Fliegen aus dem Topf aufsteigen, ist dies ein sicheres Zeichen für einen Befall mit Trauermücken. Zur Früherkennung stelle ich im Winterhalbjahr immer Migros-Bio Garden Leimfallen bei den Pflanzen auf. Dort bleiben erste Trauermücken sichtbar hängen.
Ohne Behandlung vermehren sich Trauermücken in Windeseile und sind bald auch in allen anderen Töpfen zu finden. Befallene Pflanzen sollten deshalb sofort von den restlichen Pflanzen isoliert werden.
Bei trockener Heizungsluft im Winter sind oft auch Spinnmilben unliebsame Gäste. Man erkennt sie, wenn eine Pflanze trotz regelmässigem Giessen trockene Blätter aufweist. Schaut man auf der Blattrückseite nach, kann man winzige Spinnweben erkennen.
Bei nachlassender Vitalität können eine genaue Untersuchung sowie rechtzeitiges Handeln deine Zimmerpflanze retten.
Ich habe mich für den Einsatz von Raubmilben gegen die ungeliebten Besucher entschieden und sie mir bequem nach Hause schicken lassen. Die Raubmilben werden in Schalen auf einem Substrat angeliefert. Vor dem Ausbringen klopft man leicht mit dem Finger auf die Abdeckung und mischt das Substrat mit einem Löffel gut durch. Nun kann das Substrat mit den Raubmilben auf der Erde verteilt werden. Vorsicht: Die Raubmilben sollten nicht bei starker Sonneneinstrahlung ausgebracht werden. Bei sehr starkem Befall kann eine Nachbehandlung nach 2-3 Wochen nötig sein.
Marienkäferlarven gegen Blattläuse, Woll- und Schmierläuse
Im Spätsommer hatten meine Zitrusbäume auf dem Balkon etwas Trockenstress. Zuerst entdeckte ich einige klebrige Blätter, dann ein paar Ameisen, die am Stamm hinaufkletterten, sowie Russtau-Flecken an den Blättern. Beim genaueren Hinsehen konnte ich ein paar australische Woll-Schildläuse entdecken. Diese Art ist besonders heimtückisch und alle meine Hausmittel nützten nichts. Die Zeit drängte, denn das Einräumen ins Winterquartier stand an.
Meine letzte Hoffnung waren Nützlinge. Gegen normale Blattläuse werden Adalia-Marienkäferlarven eingesetzt. Gegen Woll- und Schildläuse Cryptolaemus-Marienkäfer. Dankbar, dass es sowas Praktisches gibt, habe ich die Marienkäferlarven im Überwinterungsquartier freigesetzt und freue mich nun darüber, dass der lästige Parasit endlich Geschichte ist.
Schlupfwespen gegen Lebensmittelmottenlarven und Kleidermotten
Wer schon einmal Vorratsmotten in der Küche hatte, der weiss, wie lästig die durch Vogelfutter, Müsli, Flocken, Reis oder andere Lebensmittel angelockten Schädlinge sind. Auch nach dem Wegwerfen der befallenen Lebensmittel und gründlichem Putzen können sie wieder auftreten, da immer irgendwo ein paar Exemplare entkommen. Leider ist mir dies auch schon passiert. Leider ist mir dies auch schon passiert. Dank den biologischen Migros-Bio Klebefallen, die ich jeweils zur Befallskontrolle aufstelle, kann ich in so einem Fall schnell reagieren und die Motten mit Schlupfwespen bekämpfen.Die finden nämlich selbst in der kleinsten Ritze alle Lebensmittelmottenlarven und beseitigen diese. Dasselbe gilt übrigens für Kleidermotten.
Gut zu wissen: Schlupfwespen tönen gefährlicher als sie sind, in echt sind die winzigen Nützlinge kaum erkennbar und du musst keine Angst haben, dass dir bald ein Wespen-Schwarm um die Ohren fliegt. Sobald sie ihre Arbeit erledigt haben, sterben sie unsichtbar ab.
Nematoden gegen Dickmaulrüssler im Garten
Buchtenfrass an Blättern ist oft das erste Anzeichen, dass der kleine, schwarze Dickmaulrüssler am Werk ist. Wer kennt seine lästigen Larven in Töpfen und den Beeten nicht, die sich an den Wurzeln der Pflanzen zu schaffen machen und sie zum Absterben bringen können? Die Nematoden (auch Älchen genannt) sind die natürlichen Feinde der Dickmaulrüssler. Sie können einfach und bequem mit Wasser angerührt und mit der Giesskanne verteilt werden. Das letzte Mal habe ich das in meinem Garten grossflächig vor sechs Jahren gemacht. Danach war Ruhe. Nematoden werden nur in der warmen Jahreszeit geliefert, da sie eine Bodentemperatur von mindestens 12 Grad, sowie genügend Bodenfeuchtigkeit benötigen, um optimal zu wirken.
Weitere Nützlinge im Garten- und Gemüsebau
Nematoden wirken nicht nur gegen den Dickmaulrüssler, sondern auch gegen Schnecken, Werren und Wiesenschnaken. Galanem bekämpfen erfolgreich den ungeliebten Kartoffelkäfer. Madex sind wirksam gegen Apfelwickler. Und Schlupfwespen sind nicht nur die Erzfeinde der Motten, sondern auch von weissen Fliegen.
Nützlinge gezielt fördern
Zum nachhaltigen Gärtnern gehört auch die gezielte Förderung der Biodiversität, um Lebensraum für Nützlinge zu schaffen. Es dauert zwar ein Weilchen, aber wenn sich erst ein Gleichgewicht zwischen Schädlingen und Nützlingen eingestellt hat, übernehmen die Nützlinge die Schädlingsbekämpfung ohne weiteres Zutun. In meinem biologisch gepflegten Garten beseitigen die vielen Marienkäfer, Florfliegen, Ohrwürmer, Vögel, Hornissen und Wespen die gesamte Blattlauspopulation an meinen Rosen und Gehölzen. Die Spatzen haben sogar den aus Asien eingeschleppten Buchsbaumzünsler als Nahrungsquelle für sich entdeckt. So kann ich mich entspannt zurücklehnen und die Natur für mich arbeiten lassen. Praktisch!
Anleitung Ohrwurmhaus
Ich möchte gerne zeigen, wie man den gemeinen Ohrwurm als Nützling in den Garten locken kann. Sein Spitzname «Blattlauslöwe» passt gut zu ihm, denn er ernährt sich hauptsächlich von tierischer Nahrung wie Blattläusen, Spinnmilben und anderen Obstschädlingen. Zur Förderung der Ohrwurm-Population werden umgedrehte, mit Holzwolle befüllte Tontöpfe an die Bäume gehängt. Sie dienen dem Ohrwurm als Unterschlupf und als Basis, von der aus er sich nachts auf seine Raubzüge aufmacht.
Bis die neu befüllten Töpfe bewohnt werden, dauert es oft eine Weile. Du kannst dies beschleunigen, indem du die Töpfe im zeitigen Frühjahr für einige Wochen in die Nähe der Winterverstecke des Ohrwurms (Totholz- oder Laubhaufen) legst und dann ab Mai bereits bewohnte Töpfe in die Bäume hängen kannst.