Nachhaltig gärtnern Teil 1 – Unkraut
Es spriesst wieder unerbittlich und jedes Jahr wünsche ich mir, dass meine Blumen genauso schnell wachsen würden wie das Unkraut. Pardon, man sagt ja eigentlich «Beikraut». Egal wie man es nennt, Unkraut im Gartenbeet oder auf Plätzen ist lästig und behindert deine Pflanzen im Wachstum. Die Giftkeule kannst du getrost beiseitelassen, denn mit unseren nachhaltigen Tipps ist dein Garten schon bald unkrautfrei.
Was ihr braucht
Unkraut entfernen im Garten
Hausmittel
Hausmittel wie kochendes Wasser über Unkräuter zu giessen oder sie mit Essigessenz zu besprühen helfen, Unkraut loszuwerden. Probier’s gerne aus, wenn du einen kleinen Garten hast oder nur wenig Unkraut bekämpfen musst.
Bei grossen und stark verunkrauteten Flächen greift man besser zum Profiwerkzeug.
Unkrautstecher
Tiefwurzelnde oder breitblättrige Unkräuter wie Löwenzahn, Breitwegerich oder Blacken entfernt man fast mühelos mit dem Unkrautstecher. Wer im zeitigen Frühjahr einen bis zwei Jätdurchgänge macht, hat danach sehr lange Zeit Ruhe.
Ein einfacher Unkrautstecher genügt für die meisten Arbeiten, als rückenschonende Alternative empfehle ich einen Teleskop-Unkrautstecher. Dank patentiertem Mechanismus greifen die tief in den Boden reichenden Arme die Wurzeln und heben Löwenzahn mitsamt der Pfahlwurzel aus dem Boden.
Mulch – der Natur abgeschaut
Regelmässiges Mulchen mit organischem Material hält die Beete praktisch unkrautfrei, da in der Erde schlummernde Samen wegen Lichtmangel nicht keimen können. Das regelmässige Mulchen erspart dir mühsames Jäten, fördert die Bodenaktivität und schützt die Erde vor Verdunstung. So muss deutlich weniger gegossen werden.
Vor dem Mulchen muss das Beet sauber von Unkraut befreit werden. Giersch, Winden, Schnurgras und Ackerschachtelhalm lassen sich von einer dicken Mulchschicht nämlich nicht beeindrucken.
Als Mulchmaterial eignet sich Rasenschnitt, Herbstlaub, Rindenmulch, Pinien- oder Lärchenrinde. Vor dem Ausbringen von Rindenmulch sollte der Boden mit Hornspänen gedüngt werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Mikroorganismen bei der Zersetzung des Mulchs der Erde Stickstoff entziehen und die Pflanzen darunter leiden. Mulch aus Chinaschilf verrottet bodenneutral und benötigt keine zusätzliche Stickstoffdüngung.
Beim Verteilen der Mulchschicht ist die Höhe entscheidend. Abhängig vom gewählten Mulchmaterial empfehle ich dir folgende Mulchstärken:
- Rasenschnitt: 1–2 cm
Rindenmulch: 2–5 cm
Pinien- oder Lärchenrinde: 2–5 cm
Schilf-Mulch: 2–5 cm
Im Zweifelsfall lieber etwas weniger Mulch verteilen, du kannst nachträglich mehr dazugeben falls nötig.
Unkrautvlies
Ich muss ehrlicherweise gestehen, dass ich kein wirklicher Fan von Unkrautvlies bin, da es mich in der Bearbeitung des Bodens, der Pflege und dem spontanen Umgestalten der Beete zu sehr einschränkt. Dennoch gibt es einige Bereiche, wo es sehr praktisch ist und ich es auch einsetze.
Unkrautvlies besteht aus lichtundurchlässigem, speziellem Gewebe (oder Folie), das luft- und wasserdurchlässig ist. Der Anwendungsbereich erstreckt sich von Neuanlagen über den Gemüseanbau bis hin zu schwer zugänglichen Stellen im Garten wie z. B. unter Hecken oder Sträuchern.
Bei starkem Giersch-, Ackerschachtelhalm- oder Windenbefall müssen vor dem Verlegen restlos alle Wurzeln entfernt werden, sonst wachsen verbliebene Wurzelreste unter dem Vlies munter weiter und tauchen anderenorts wieder auf. Mit der Bepflanzung sollte ein Jahr gewartet werden, um austreibende Wurzelunkräuter sofort zu entfernen. Nach dem Verlegen des Vlieses wird die Pflanzstelle kreuzweise mit einem Messer eingeschnitten und die neue Pflanze eingesetzt. Für eine längere Haltbarkeit des Vlieses und eine bessere Optik deckt man die Beetflächen danach mit einer Mulchschicht ab. Vorsicht, wer aus dem Bekanntenkreis geteilte Stauden geschenkt bekommt. Oft ist der Wurzelbereich mit «Altlasten» befallen. Vor dem Pflanzen wird der Wurzelbereich der Staude gut abgeschüttelt oder der Wurzelballen in einem grossen Kübel mit Wasser von jeglichen Schnurgras-, Winden- oder Gierschwurzeln befreit.
Bodendecker
Die wohl einfachste Art, Unkraut in den Beeten zu unterdrücken, ist eine dichte Bepflanzung mit geeigneten Bodendeckern, die eine dichte, dauerhafte Pflanzendecke bilden und das Keimen von Unkraut verhindern.
Je nach Standort eignen sich hier Elfenblumen, Golderdbeere (Waldsteinia), Dickmännchen (Pachysandra terminalis), Sedum, Storchschnabel, Polsterphlox, Wollziest, Waldmeister oder Immergrün (Vinca minor).
Unkraut auf Plätzen und Terrassen entfernen
Ziehhacke
Die Multistar-Ziehhacke ist immer mein Gerät erster Wahl. Das Unkraut wird schnell und effizient von der Erde abgezogen und kann – sofern es keine Samen gebildet hat – gleich im Beet verrotten. Die Arbeit geht dabei so leicht von der Hand, dass man es gerne öfters tut.
Fugenkratzer
Fugenkratzer eignen sich für Plattenfugen von Terrassen oder Vorplätzen. Den gewinkelten Zinken steckt man in den Fugenspalt und zieht ihn zu sich. Das Unkraut bleibt hängen und lässt sich so entfernen. Um bequem und knieschonend zu arbeiten, empfehle ich ein Kniekissen.
Abflammgerät
Grosse Flächen wie Vorplätze, Einfahrten oder Terrassen bekommt man am effizientesten mit gasbetriebenen Abflammgeräten unkrautfrei. Die Handhabung ist denkbar einfach, die Flamme wird zwei bis drei Sekunden gezielt auf das Unkraut gerichtet, ein vollständiges Verbrennen der Pflanzenteile ist nicht nötig. Bereits dunkel gefärbte Blätter zeigen an, dass das Eiweiss gerinnt und die Zellwände geplatzt sind. Die Zellatmung wird sofort gestoppt, die Pflanze stirbt ab und Samen verlieren ihre Keimfähigkeit.
Nach wenigen Tagen ist das Unkraut vollständig ausgetrocknet und kann, falls nötig, weggewischt werden. Kleinblättriges Unkraut wird bereits bei der ersten Behandlung zerstört, grössere oder tiefwurzelnde Unkräuter müssen in kurzen Abständen mehrmals behandelt werden.
Abflammgeräte sind tabu für die Anwendung in Beeten oder unter Sträuchern und Hecken. Zu leicht kann sich organisches Material auf der Erde entzünden und einen Flächenbrand verursachen!
Unkraut auf dem Kiesweg entfernen
Wer einmal seinen Garten aus gesundheitlichen Gründen oder Zeitmangel längere Zeit dem Unkraut überlassen hat, muss danach leider einige Zeit investieren, bis es wieder pflegeleichter wird. Ausgesamte Beikräuter überdauern viele Jahre im Boden und keimen unerbittlich, sobald sie genügend Licht bekommen.
Wenn sich allerdings beim Jäten, Mulchen oder Abflammen eine Regelmässigkeit einstellt, wächst einem das Unkraut nie über den Kopf. Also, ran an die Hacken!