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Garten + Pflanzen | Carmen

Nachhaltig gärtnern Teil 2 – Schädlinge

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10. Juni 2024

Blattläuse, Mehltau, Schnecken und Ameisen machen uns Gärtnern oft das Leben schwer. Mit einfachen, umweltfreundlichen Hausmitteln kannst du sie effektiv und ohne Chemiekeule in Schach halten.

Nachdem wir im ersten Beitrag unserer Nachhaltig-gärtnern-Serie sämtliches Unkraut erfolgreich beseitigt haben, widmen wir uns in diesem Beitrag den nächsten Plagegeistern – den Schädlingen. Gerne stelle ich dir die häufigsten Schädlinge vor und verrate dir, wie du sie nachhaltig und ganz ohne Giftstoffe loswirst. 

Nacktschnecken

Jeder Gärtner kennt es – fast über Nacht sind die frischgepflanzten Gemüsesetzlinge bis auf ein paar klägliche Überreste kahlgefressen. Im zeitigen Frühjahr sind es oft kleine Tau- oder Nacktschnecken, die sich über Frischgepflanztes hermachen. Um Schnecken von deinen Pflanzen fernzuhalten, gibt es aber zum Glück ein paar einfache Tricks.

Die besten Erfahrungen habe ich mit Schneckenringen gemacht. Pro Pflanze wird ein Ring in den Boden gedrückt und bleibt so lange im Beet, bis die Salate gross genug sind, dass ihnen eine Schnecke nichts mehr anhaben kann. Alternativ können auch ganze Beete mit einem Schneckenzaun eingefasst werden.

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Sägespäne um Jungpflanzen gestreut, wirken als natürliche Barriere ebenfalls sehr gut. Eine natürliche Bekämpfung ist auch mit Nematoden (mikroskopisch kleinen Fadenwürmern) möglich. Sie werden mit dem Giesswasser ausgebracht und befallen ausschliesslich Schnecken. Diese stellen das Fressen ein und gehen ein. Die Nematoden vermehren sich in den befallenen Schnecken und strömen aus, um neue Wirtstiere zu suchen. Für Regenwürmer, Häuschenschnecken, Igel, Laufenten und andere Haustiere sind Nematoden völlig unbedenklich.

Oft wird auch geraten, Nacktschnecken mit Salz zu bestreuen. Sie stehen zwar nicht unter Naturschutz, allerdings bedeutet diese Methode ein sehr langsamer und grausamer Tod und sollte keinesfalls angewendet werden.

Wer sich nicht vor Schnecken scheut und einer etwas aufwendigeren Methode nicht abgeneigt ist, kann die Schnecken abends einsammeln und anschliessend woanders in der Natur aussetzen.

Blattläuse

An frischen Rosentrieben erscheinen oft wie über Nacht ganze Kolonien von Blattläusen. Sie saugen den Pflanzensaft und verursachen deformierte, klebrige Triebe. Ameisen sind oft ein erstes Anzeichen von Blattlausbefall, denn sie pflegen Blattlauskolonien, um an deren zuckerhaltige Ausscheidungen, den Honigtau, zu kommen. Marienkäfer-, Florfliegenlarven oder Vogeleltern, die Blattläuse als Futter für die hungrigen Jungvögel in die Nester tragen, gehören zu den natürlichen Fressfeinden der Blattläuse. Wer nicht zuwarten möchte, bis die Natur den Befall von allein regelt, kann auch zu Hausmitteln greifen.

Verschiedene Methoden zur Blattlausbekämpfung 

  • Wasserstrahl mit Gartenschlauch: Du nimmst die Triebe einzeln in die Hand und schwemmst die Blattläuse mit einem mittelstarken Wasserstrahl einfach ab. 

  • Von Hand abstreifen: Einweg-Gummihandschuh anziehen und von Hand die Blattläuse abstreifen und zerdrücken. 

  • Schmierseife: Eine Schmierseifenlauge wird aus 1 Liter Wasser und 20–30 Gramm Schmierseife hergestellt. Mit einer Sprühflasche werden die Blattläuse nun gleichmässig benetzt. Die Behandlung wird 1x wöchentlich durchgeführt – solange, bis keine neuen Blattläuse mehr zu sehen sind. 

  • Brennnesselbrühe: Brennnessel-Brühe gegen Blattläuse wird im Verhältnis 1:10 angesetzt, also 1 kg Brennnesseln auf 10 Liter Wasser. Die Brühe muss 12 bis 24 Stunden ziehen und sollte dann sofort verwendet werden, da nur die frische Brühe gegen Schädlinge wirkt – im Gegensatz zur Brennnessel-Jauche, die man bis zu 2 Wochen im Fass vergären lässt, um so Dünger herzustellen. Mehr dazu erfährst du in Teil 3 unserer Nachhaltig-gärtnern-Serie

  • Marienkäferlarven/Florfliegenlarven: Der Einsatz von Nützlingen auf befallenen Pflanzen ist sehr wirksam. Marienkäferlarven vertilgen 100 oder mehr Läuse am Tag und werden gezielt auf den befallenen Pflanzen ausgebracht. Die Nützlinge können mittels Karte bei Do it + Garden gekauft werden, du bekommst sie dann vom Nützlingsproduzenten zugeschickt.
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Ameisen in Blumentöpfen

Ameisen orientieren sich anhand von Duftstoffen. Natürliche, duftintensive Stoffe wie Zitrone oder Essigessenz überdecken ihre eigene Duftspur und lassen sie orientierungslos werden. Um Ameisen fernzuhalten, kann rund um Töpfe eine Art Markierring mit verdünnter Essigessenz gesprüht werden. Je nach Witterung muss dies regelmässig wiederholt werden. Bei Töpfen, die auf empfindlichen Böden stehen, lässt man das besser bleiben, um den Boden nicht zu beschädigen.

Verriebene Zitronenschalen oder Kaffeepulver vertreibt die lästigen Tierchen durch ihren Duft ebenfalls, einen Versuch ist es allemal wert.

Bei starkem Ameisenbefall topft man die Pflanzen lieber gleich aus, reinigt den Topf gründlich und befüllt das saubere Gefäss mit frischer Erde.

Schild- oder Wollläuse

Ein Befall mit Schildläusen ist oft eine langwierige Sache, denn wenn man erste klebrige Blätter bemerkt, haben sie sich bereits ausgebreitet und vermehrt. Schild- und Wollläuse sondern beim Saugen eine giftige Ausscheidung ab, die geschwächten Pflanzen sehr zusetzt. Als erste Massnahme wird die befallene Pflanze von weiteren getrennt, um einen übergreifenden Befall zu vermeiden.

Zeitaufwendig, aber effektiv ist das Absammeln mit einer Pinzette. Auf einem Papier werden die Schädlinge dann zerdrückt und im Haushaltkehricht entsorgt. Unter dem Panzer weiblicher Schildläuse verbergen sich oft Jungtiere, die beim Absammeln freigesetzt werden und das Problem oft verschlimmern. Am besten kontrolliert man in den nächsten Wochen täglich, ob wieder neue Schildläuse zu erkennen sind und sammelt sie ab.

Alternativ bepinselt man mit einem in Spiritus getauchten Wattestäbchen die Schildlaus-Panzer. Der Alkohol löst den Panzer auf und lässt die Schildlaus absterben.

Mit einer Mischung aus 30 ml Kernseife, 30 ml Brennspiritus und 2 Litern Wasser kann die befallene Pflanze auch besprüht werden. Am besten man wiederholt diese Prozedur nach einigen Tagen und kontrolliert danach regelmässig auf neuen Befall.

Wenn viele Pflanzen, wie beispielsweise in einem Wintergarten, befallen sind, ist der Einsatz von Schlupfwespen, z.B. der «Metaphycus flavus», sinnvoll.

Mehltau

Mehltau ist zwar kein Schädling, aber ein Pilz, der zu den häufigsten Krankheiten bei Gartenpflanzen gehört und durch einen mehlig weissen Belag erkennbar ist. Dabei wird unterschieden zwischen echtem und falschem Mehltau. Der Echte Mehltau wird auch «Schönwetterpilz» genannt, da er häufig bei trockenem, heissem Sommerwetter auftritt. Die weissen Pilzsporen finden sich vor allem auf den Blattoberseiten. Der falsche Mehltau hingegen bevorzugt eine feuchte Witterung bei 15–20  C und wird deshalb auch als «Schlechtwetterpilz» bezeichnet, erkennbar durch einen gräulichen Belag auf den Blattunterseiten.

Echter Mehltau im Anfangsstadium kann sehr gut mit einer Mischung aus Wasser und Milch im Verhältnis 9:1 (9 dl Wasser, 1 dl Milch) behandelt werden. Die in der Milch vorhanden Milchsäurebakterien verhindern die weitere Ausbreitung der Mehltau-Pilze. Die befallenen Pflanzen werden mit der Mischung besprüht und nach einer Woche sowie nach 14 Tagen wird die Behandlung wiederholt. Beim falschen Mehltau werden betroffene Pflanzenteile entfernt und im Hausmüll entsorgt.